Tagungsbericht von Richard Kremer (erster LV-Vorsitzender) zur Jahrestagung des Landesverbands Baden-Württemberg im Fachverband Deutsch in Kooperation mit dem ZKM in Karlsruhe am 24. Juni 2023.
Die lange geplante und wegen Corona mehrfach verschobene Tagung fand nun am 24. Juni 2023 am ZKM in Karlsruhe statt. Im Vortragssaal und auch bei den Workshops hatten wir beste Voraussetzungen, was Bild und Ton und Technik angeht. Unser Dank geht an die Mitarbeiter*innen des ZKM, die uns sehr gut betreut haben.
Den Anfang machte Dr. Torsten Mergen, der zweite Bundesvorsitzende des Fachverbandes. Er sprach zu den Merkmalen guten Deutschunterrichts im „Zeitalter der Digitalität“. In seinem Vortrag ging es um die reflektierte Auseinandersetzung mit digitalen Medien als Unterrichtsgegenstand wie auch um digitale Praktiken für die Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen. Mögliche Qualitätsmerkmale für einen „digital erweiterten Deutschunterricht“ (Gailberger 2022) wurden diskutiert unter Bezugnahme auf das Lernmodell „Haus der digitalen Bildung“ (Dietheim/Brinda 2016). Dazu stellte Herr Mergen auch Praxisbeispiele zur Leseförderung und zum Schreiben mit digitalen Tools vor.
Im nächsten Vortrag gab Claus Schlegel aus Göttingen, Gymnasiallehrer und Schulbuchautor, eine Einführung in Jenny Erpenbecks Roman Heimsuchung, die er sehr anschaulich und mit viel Bildmaterial gestaltete. Er zeigte, wie im Roman die Geschichte des Hauses, das im Mittelpunkt des Buches steht, mit der Geschichte seiner Besitzer und Bewohner und diese wiederum mit der deutschen Geschichte verbunden und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Am Ende erhielten die Zuhörer*innen so einen hilfreichen roten Faden für die Lektüre und die Behandlung des Buches im Unterricht.
Prof. Dr. Jan Knopf aus Karlsruhe wies in seinem Vortrag zu Kleists Drama Der zerbrochne Krug besonders darauf hin, welch radikales Stück das im Grunde ist. Er griff den Aspekt der Wahrheitssuche auf und verband diesen mit Kleists „Kant-Krise“. Er verwies darauf, wie aktuell die Themen des Stücks heute immer noch sind – nur mit neuen Begriffen belegt, wie zum Beispiel „alternative Fakten“ und „Me Too“. Wichtig war ihm die Verbindung der Themen und Probleme in Kleists Stück mit unserer heutigen gesellschaftlichen Wirklichkeit.
Den unterrichtspraktischen Teil dazu lieferte ein Workshop am Nachmittag, in dem Dr. Hans Robert Spielmann aus Karlsruhe verschiedene Möglichkeiten des Zugangs zum Stück und für die Gestaltung des Unterrichts aufzeigte und zur Diskussion stellte. Für die Weiterarbeit und für die Planung einer Unterrichtseinheit zum Krug liefert sein umfangreiches Handout hilfreiche Ideen und Hinweise, auch mit Literaturangaben für die vertiefende Lektüre. In einem Co-Referat zeigte Evelyn Haase-Spielmann einige Möglichkeiten der Anknüpfung im Bereich des Digitalen auf.
Zeitgleich fanden zwei weitere Workshops statt, die vom ZKM angeboten wurden. Carmen Beckenbach leitete einen Workshop mit dem Titel „Let’s play – Von der Story zum Computerspiel“. Dabei ging es um die Analyse der Handlungsgrundformen vieler Computerspiele und dann um die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse in ein eigenes, an ein Computerspiel angelehntes kurzes Videoprodukt – erstellt auf einem Tablet. Der zweite Workshop trug den Titel „Bewegt_Bild_Experimente“ und wurde von Annett Bienhaus geleitet. In ihm ging es um die Zerlegung eines Textes und seine Wiederzusammensetzung mit filmischen Mitteln. Ausgehend von einem Text entsteht ein Storyboard, das die Produktion eines Videos steuert, welches dann mit einer Schnittsoftware bearbeitet wird. Das fertige Produkt ist dann zum Beispiel ein Poesiefilm.
Hier einige Links zu Internetseiten, die mit der Thematik der ZKM-Workshops zu tun haben:
https://padlet.com/kontakt912/gameplay-zkm-50kb0i36o4lv5qq4/wish/2631438204
Auch zu finden bei VIMEO:
https://www.videospielgeschichten.de/uber-narration-in-computerspielen/
https://www.spieleratgeber-nrw.de/Narration-in-Videospielen.5476.de.1.html
Den Schlussvortrag nach den Workshops hielt Dr. Martin Brück aus Stuttgart. Er stellte die Entwicklungen und Veränderungen bei den Abituraufgaben im Fach Deutsch besonders seit 2020 dar, die mit dem IQB in Berlin und dem „Aufgabenpool“ der Länder zu tun haben. Er veranschaulichte die Schritte hin zu mehr Aufgabentypen und hin zu Aufgabenstellungen mit deutlichen Bearbeitungshinweisen für die Schüler*innen.
Die Tagung endete mit einem kurzen Schlusswort und den besten Wünschen für einen schönen Sommer.
Auch an dieser Stelle noch einmal ein herzlicher Dank an alle, die an der Tagung mitgewirkt haben!