Bericht von Mareike Goertz (zweite LV-Vorsitzende) zur Fortbildungsveranstaltung „Digitaler Deutschunterricht. Perspektiven und Konzepte für den Deutschunterricht von heute“ des Landesverbandes Hessen im Fachverband Deutsch im DGV vom 23. Februar, 25. Februar und 9. März 2021
Um diesen Ausspruch noch einmal zu zitieren: Die durch die Covid-19-Pandemie bedingte Situation bedeutete für uns im Landesvorstand Hessen – wie für alle Verbände, Bildungsinstitutionen und letztlich für die ganze Gesellschaft – erst einmal „Neuland“. Bei der Planung unserer jährlichen Fortbildungsveranstaltung haben wir verschiedene Modelle durchgespielt und uns für folgenden Weg entschieden, da uns eine Verschiebung auf den Herbst wegen vielerlei Ungewissheiten nicht sinnvoll erschien.
Realisiert werden konnte eine Online-Fortbildung in drei Modulen an drei verschiedenen Tagen. Die Teilnehmer*innen konnten individuell entscheiden, wie viele Module sie im „Digitalen Hörsaal“ besuchen möchten. Die jeweils gewonnenen Referent*innen boten inhaltlich wie auch methodisch sehr unterschiedliche Zugänge zum Rahmenthema „Digitaler Deutschunterricht“.
Den Auftakt machte Daniela Rieß (LfbA/Dozentin für Sprachdidaktik, Universität Kassel) am 23. Februar 2021 mit dem Schwerpunkt „Lyrik“ in der Sekundarstufe I. Überzeugend erläuterte sie ihr Konzept des multimodalen Schreibens im Kontext von Digitalität. Sie stellte eine Fülle von Schüler*innen-Texten vor, die in einem Schulversuch in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel im Schuljahr 2019/20 entstanden waren. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf Formen des kooperativen Schreibens gelegt. Sehr schlüssig erschien die Anbindung an die Lebenswelt der Schüler*innen durch die Einbeziehung von Medien wie Instagram, Snapchat, Youtube & Co. In den dialogischen Phasen des Workshops konnten nicht zuletzt auch rechtliche Fragen thematisiert werden, sodass die mehr als 60 Teilnehmenden etliche Impulse für einen digital gestützten Deutschunterricht in diesem Modul erhielten, was in der abschließenden Feedback-Runde positiv gewürdigt wurde.
Das zweite Modul – geleitet durch Maria Bonifer und Juliane Spatz – verfolgte am 25. Februar 2021 methodisch einen anderen Zugang. Die Teilnehmenden wurden je nach Interesse in zwei Gruppen aufgeteilt. Etwa 15 Kolleg*innen schlüpften direkt die Rolle von Lernenden und testeten sozusagen live die „Geräusche-Werkstatt“ beim Vertonen von Texten mit Hilfe der freien Software „Audacity“. Die anderen Teilnehmer*innen hatten natürlich ihrerseits die Gelegenheit, mit dieser interessanten Möglichkeit von Medienarbeit zu experimentieren. Im Zentrum des zweiten Teils stand dann die kritische Reflexion der entstandenen Produkte der kleineren Gruppe, die bereit war, umgehend ihre Ergebnisse im digitalen Plenum zur Verfügung zu stellen. Dieser produktionsorientierte Zugang machte die Besonderheit des zweiten Moduls aus.
Am 9. März 2021 rundete das dritte Modul von Prof. Dr. Michael Beißwenger (Universität Dusiburg-Essen) den „Digitalen Hörsaal“ ab. Beißwenger stellte zahlreiche Unterrichtsarrangements und Szenarien digital gestützten Lernens vor. Zentral war dabei durchgängig, wie Lehrkräfte Lernende auf dem Weg zu Kompetenzen in der digitalen Welt begleiten und unterstützen können. Ein besonders plastisches Beispiel war in diesem Zusammenhang die Vorstellung einer WhatsApp-Chat-Analyse. Neben digitalen Aspekten boten linguistische und sprachtheoretische Überlegungen einen Einblick in die spannende Arbeit mit und über solche Formen der Kommunikation, die den Zeichenbegriff erheblich erweitert.
Die Evaluation durch die Teilnehmenden zeigte, dass das Konzept insgesamt gut aufgegangen war. Natürlich gab es kleinere technische Schwierigkeiten, die sich aber glücklicherweise stets schnell beseitigen ließen.
Wir im Landesvorstand Hessen freuen uns aber dennoch sehr darauf, im nächsten Jahr wieder eine Präsenzveranstaltung in Kooperation mit der Universität Frankfurt und dem Institut für Kinder-und Jugendbuchforschung planen und realisieren zu können. Die direkte Interaktion und nicht zuletzt kommunikative Kaffeepausen können durch digitale Formate eben nur in Teilen ersetzt werden.