Die wegen der Coronavirus-Pandemie zweimal verschobene Fachtagung zum Thema „Digitalisierung und Deutschunterricht“ am ZKM in Karlsruhe wird voraussichtlich im Frühjahr 2022 stattfinden. Wir wollen sicher gehen, dass uns der weitere Verlauf der Pandemie, die sich hoffentlich bald dauerhaft abschwächen wird, nicht noch einmal einen Strich durch die Rechnung macht. Sobald der Termin für die Veranstaltung im Frühjahr 2022 feststeht, werden wir darüber auf den Internetseiten des Fachverbands und im Newsletter informieren.
Fächerübergreifend (Bildende Kunst, Geschichte mit Gemeinschaftskunde, Basiskurs Medienbildung) setzt sich die Fachtagung des LV Baden-Württemberg auseinander mit der Ästhetik der digitalen Kunst, der gesellschaftlichen Relevanz und mit ethischen Fragestellungen, die sich mit dem Einsatz der digitalen Medien an Schulen ergeben. Ebenso geht es um die Möglichkeit, Kunst selbst zu erzeugen.
Diese Aspekte werden mit Bezug zum Deutschunterricht praktisch in Workshops thematisiert. Die Referent*innen der Museumskommunikation des ZKM tun dies aus der Perspektive der Kunstvermittlung; Deutschlehrer*innen zeigen mit einem methodisch-didaktischen Bezug zum Deutschunterricht unter Verwendung von Tablets, welchen „digitalen Mehrwert“ der Einsatz der digitalen Medien haben kann.
Ein „Marktplatz“ bietet praktische Unterrichtsmaterialien, die Sie z.B. unter dem Titel „Deutsch2Go – Einsatzmöglichkeiten des Erklärvideos im DU“ vorfinden werden.
Ein Abschlussvortrag mit anschließender Diskussionsmöglichkeit rundet die Jahrestagung ab.
Veranstaltungsort: Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) Karlsruhe
Datum: voraussichtlich ein Samstag im März 2022, genaue Ankündigung folgt
Uhrzeit: 10:00 Uhr bis 16:30 Uhr
Anmeldungen: baden-wuerttemberg@fachverband-deutsch.de
Kosten: 30 € für Mitglieder, 50 € für Nichtmitglieder
Vor Ort besteht die Möglichkeit, die Mitgliedschaft im Fachverband Deutsch im DGV zu erwerben und das Tagesticket bei der Anmeldung am Reservierungstresen vor dem Vortragssaal zu kaufen.
Diese Veranstaltung ist offen für allgemein Interessierte und für Mitglieder sowie Nichtmitglieder des LV Baden-Württemberg.
Programm
Workshop 1: Annett Bienhaus, „Let’s Play – Von der Story zum Computerspiel“
Computerspiele nehmen im Leben der meisten Kinder und Jugendlichen viel Raum ein. In der ZKM Ausstellung „zkm_ gameplay. the next level“ wird deren Bedeutungszuwachs im vergangenen Jahrzehnt dargestellt. Speziell der Ausstellungsbereich „level2: modern narratives“ widmet sich den einzigartigen, erzählerischen Möglichkeiten. In vielen Computerspielen finden sich Grundformen aus Erzählungen und Literatur. Nicht nur Fantasy-Rollenspiele beziehen ihre Motive aus alten Sagen und Heldenepen. Die Heldenreise, die klassische Bewältigung von Konflikten und Krisen und die Entwicklung des Protagonisten, ist ein seit Jahrhunderten bekanntes Thema und auch hier oft Hauptbestandteil. Unsere Herangehensweise wird ein gemeinsames Erarbeiten einiger ausgewählter Spiele sein; dabei wird zunächst das Spielen selbst im Vordergrund stehen. In einem weiteren Schritt werden dann einzelne Games in Bezug auf Story, Ästhetik, Handlungsebenen, Protagonisten und kulturell-soziale Verortung genauer unter die Lupe genommen. Nach Einführung in ein Videoschnittprogramm auf dem Tablet erstellen die Teilnehmer ein 2–5‑minütiges Let’s Play zu einem Computerspiel in der Ausstellung.
Zur Person von Annett Bienhaus: Nach dem Studium der Freien Malerei tätig als freischaffende Künstlerin mit diversen Preisen, Stipendien, Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Freischaffende Tätigkeit als Dozentin an der Jugendkunstschule Karlsruhe und im Jubez Karlsruhe von 2007–2017 im Bereich Malerei, Zeichnung und künstlerischer Früherziehung. Seit 2007 freischaffende Referentin für Workshops am ZKM, vorrangig mit den Zielgruppen Schulklassen und Kindergärten.
Workshop 2: Markus Rose, „Bewegt_Bild_Experimente“
Gedichte und Texte sind auch eine Abfolge von Zeichen. Wir setzen diese Zeichen und Buchstaben in Bewegung. Das geschriebene Wort entfacht in unserer Fantasie bereits einen Film. Mit dem bewegten Bild tritt eine außerhalb der Textebene befindliche optische, teilweise vom Gedicht wegführende, teils das Gedicht interpretierende Ebene hinzu. Wie können wir dieses in eine Bildfolge umsetzen? Welche Mittel stehen uns zur Verfügung? Und wird das Ergebnis dem Text, der Lektüre oder dem Gedicht gerecht? In diesem Workshop zerlegen wir den Text und setzen ihn mit filmischen Mitteln wieder zusammen. Wir erstellen ein Storyboard, produzieren das Video und schneiden es mit einer Videoschnittsoftware z.B. zu einem Poesiefilm. Ziel des Workshops ist es, den Jugendlichen, die in einer medial-visuellen Welt leben, ästhetische Grundlagen mitzugeben.
Zur Person von Markus Rose: Nach dem Lehramtsstudium tätig als Cutter für verschiedene Produktionen und Fernsehsender (WDR, SWR). Als freiberuflicher Filmemacher tätig seit 2001. Ausbildung zum Digital Video Editor in München. Seit über 10 Jahren als freier Referent für Workshops im ZKM tätig. Weiterhin Lehrauftrag an der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft im Bereich Videoproduktion.
Workshop 3: Dr. Patrizia Kühner, „Alles neu, alles anders?! – Digitale Unterrichtsideen entwickeln, ausprobieren und diskutieren“
Unterricht ist im Wandel. Dank Smartphones und Tablets gibt es neue – für die Schüleri*innen alltagsnahe – Möglichkeiten, den Deutschunterricht zu gestalten und dabei neben Fachkompetenzen (Sprechen und Zuhören, Lesen, Schreiben und Sprachbewusstsein) auch überfachliche Kompetenzen wie Selbstlernkompetenz, Teamkompetenz und digitale Kompetenz sowie Motivation zu fördern. Der angebotene Workshop richtet sich an alle, die Interesse am Umgang mit Tablets & Co. im Unterricht haben bzw. diesen vertiefen wollen. Zunächst erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer deshalb Impulse, wie Tablets im Deutschunterricht eingesetzt werden können. Dazu gehören auch die Vorstellung von und ein Austausch zu einer Auswahl an Apps bspw. zur Erstellung von Mindmaps, Erklärvideos, Podcasts oder digitalen Übungen. Anschließend erhalten die Workshopteilnehmer*innen die Möglichkeit, eigene digitale Unterrichtsideen und ‑materialien zu entwickeln. Deshalb lautet die Bitte: „Bring your own device (Laptop oder Tablet)!“ Eine Reflexion der Erfahrungen aus der produktiven Phase rundet den Workshop ab. So soll letztlich diskutiert werden, was das Neue und/oder Andere beim Einsatz digitaler Medien ist. Somit sollen auch Anhaltspunkte gegeben werden, wie der Wandel ins digitale Zeitalter inkrementell gelingen kann.
Zur Person von Dr. Patrizia Kühner: Nach dem Abschluss als Diplom-Handelslehrerin Referendariat mit den Fächern BWL und Deutsch, anschließend Tätigkeit als akademische Mitarbeiterin und Dozentin sowie Promotion an der Universität St. Gallen (CH). Seit 2017 Studienrätin an der Josef-Durler-Schule in Rastatt.
Abschlussvortrag: Dr. Andreas Osterroth, „Digitalisierung des Deutschunterrichts – Chancen nach und während Corona“
Der Deutschunterricht hat eine Schlüsselrolle in der mediendidaktischen Ausbildung aller Schüler und Schülerinnen. Die verschiedenen Handreichungen der Kultusministerien sehen auch Deutschdidaktiker*innen in der Pflicht, die Medienbildung voranzutreiben. Dies ist aus fachwissenschaftlicher Perspektive sinnvoll, handelt es sich bei der digitalen Kompetenz oder der digital literacy doch um eine „neue Kulturtechnik“ (Kerres 2017: 85). Trotzdem stellt sich die Frage „nach dem Mehrwert digitaler Medien im Unterricht“ (Wampfler 2019: 70), welche nicht so einfach zu beantworten ist. Wichtig zu klären wäre, wie „sich der Deutschunterricht entwickeln [soll]“ (ebd.: 73). Mit der Mammutaufgabe der Digitalisierung des Deutschunterrichts stehen die Lehrkräfte leider oftmals ohne systematische Unterstützung da, auch wenn immer mehr Gelder bereitgestellt werden. Ebenso fehlt in der Mehrheit die Bereitschaft, konsequent zu digitalisieren und viele gute Vorschläge und Best-Practice-Beispiele verhallen in der Echo-Kammer der Enthusiastinnen und Enthusiasten. Corona hat in diesem Zusammenhang eine radikale Änderung herbeigeführt und eine Blitz-Digitalisierung ermöglicht, die viele Nachteile, aber für die Zukunft durchaus auch Vorteile bietet. Diese sollen im Vortrag erörtert und auch diskutiert werden.
Folgende Fragen sollen gemeinsam im Plenum diskutiert werden:
- Welche Chancen hat die Blitz-Digitalisierung durch Corona gebracht?
- Welche Baustellen bleiben weiterhin offen?
- Wie kann eine sinnvolle Strategie für die Zukunft aussehen?
Literatur:
- Kerres, Michael (2017): Digitalisierung als Herausforderung für die Medienpädagogik: „Bildung in einer digital geprägten Welt“. In: Fischer, Christian (Hg.): Pädagogischer Mehrwert? Digitale Medien in Schule und Unterricht. Münster: Waxmann.
- Wampfler, Philippe (2019): Mehrwert der Digitalisierung für den Deutschunterricht. In: Frey, Pascal/Baumgartner, Stephan/Pfister, Andreas (Hg.): Neuland Digitalisierung. VSDL, 70–86.
Zur Person von Dr. Andreas Osterroth: Nach Lehramtsstudium und Referendariat in Deutsch, Mathematik und Sport an einer Grund- und Realschule plus als Lehrkraft tätig. 2013 Abordnung an das Institut für Germanistik der Universität Koblenz-Landau mit erfolgreicher Promotion 2015. Seitdem als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Sprachdidaktik und Sprachwissenschaft tätig. Referent für Digitalisierung des Unterrichts an Hochschule und Schule.