Diese Nach­richt ent­spricht der Pres­se­mit­tei­lung des Deutschen Phi­lo­lo­gen­ver­bands (DPhV) vom 1. Oktober 2024. Die Ori­gi­nal­mit­tei­lung kann auf der Website des DPhV nach­ge­le­sen werden.

Fort­bil­dung von Lehr­kräf­ten: DPhV und Fach­ver­bän­de drängen auf Pro­fes­sio­na­li­sie­rung der dritten Phase

  • KMK sollte Emp­feh­lun­gen der SWK dazu ernst nehmen 
  • Fort­bil­dungs­ver­pflich­tung wäre al­ler­dings kontraproduktiv

An­ge­sichts der qua­li­ta­tiv und quan­ti­ta­tiv bisher un­zu­rei­chen­den Fort- und Wei­ter­bil­dungs­an­ge­bo­te für Lehr­kräf­te er­war­ten der Deut­sche Phi­lo­lo­gen­ver­band (DPhV) und Fach­ver­bän­de von der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz (KMK) und von den Kul­tus­mi­nis­te­ri­en der Länder endlich die Pro­fes­sio­na­li­sie­rung der dritten Phase der Lehr­kräf­te­bil­dung. Dies ist eines der Kern­er­geb­nis­se des vom DPhV or­ga­ni­sier­ten Runden Tisches.

DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing sagt: „Die Fort- und die Wei­ter­bil­dung von Lehr­kräf­ten muss we­sent­lich mehr Auf­merk­sam­keit er­fah­ren als bisher. Hier fehlt ein über­grei­fen­des Konzept – auch ge­mein­sam mit dem Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Bildung und For­schung (BMBF). Dabei liefert das jüngste Gut­ach­ten der Stän­di­gen Wis­sen­schaft­li­chen Kom­mis­si­on der Kul­tus­mi­nis­ter­kon­fe­renz (SWK) wich­ti­ge Impulse. Doch wir haben das Gefühl, dass die KMK das Thema nicht ernst­haft genug auf­nimmt. Ohne eine struk­tu­rel­le Pro­fes­sio­na­li­sie­rung der be­rufs­be­glei­ten­den Lehrkräftefort- und Wei­ter­bil­dung und ohne ent­spre­chen­de Res­sour­cen ist eine Be­wäl­ti­gung der Her­aus­for­de­run­gen im Bil­dungs­we­sen kaum zu gewährleisten.“

Lin-Klitzing weiter: „Die Lehrkräftefort- und Wei­ter­bil­dung in Deutsch­land ist sowohl qua­li­ta­tiv als auch quan­ti­ta­tiv nicht gut genug auf­ge­stellt. Dabei würden gute An­ge­bo­te sowohl die Kom­pe­ten­zen der Lehr­kräf­te als auch die At­trak­ti­vi­tät des Berufs erhöhen. Um an­ge­mes­se­ne Fort­bil­dungs­mög­lich­kei­ten ge­währ­leis­ten zu können, sind ent­spre­chen­de Rah­men­be­din­gun­gen an den Schulen un­er­läss­lich. Dazu gehört u.a. die Senkung des Stun­den­de­pu­tats, um Frei­räu­me für Fort- und Wei­ter­bil­dun­gen in Präsenz und digital zu schaffen.“

Der Runde Tisch der Fach­ver­bän­de war sich darin einig, dass Qua­li­täts­stan­dards für die di­gi­ta­le und die Präsenz-Fortbildung ge­schaf­fen werden müssen, so wie er sich darin einig war, dass die be­rufs­be­glei­ten­de Fort­bil­dung selbst­ver­ständ­lich zu den Pflich­ten jeder Lehr­kraft gehöre. Diese Pflicht bedeute al­ler­dings nicht, dass ein zeit­lich und in­halt­lich fest­ge­leg­tes Fort­bil­dungs­kon­tin­gent auf das seit fast einem Jahr­hun­dert zu hohe Un­ter­richts­de­pu­tat oben drauf­ge­schnürt wird – wie seit einiger Zeit ohne zu­rei­chen­de em­pi­ri­sche Belege ge­for­dert. Die Vor­aus­set­zung für die Wahr­neh­mung von Fort­bil­dungs­an­ge­bo­ten ist viel­mehr eine deut­li­che Senkung des Un­ter­richts­de­pu­tats. Die dritte Phase sollte nach Über­zeu­gung des Runden Tisches struk­tu­rell und an Qua­li­täts­stan­dards ori­en­tiert die fach­wis­sen­schaft­li­che, fach­di­dak­ti­sche und päd­ago­gi­sche Pro­fes­sio­na­li­sie­rung der Lehr­kräf­te um­fas­sen. Ihre ver­bind­li­che Aus­ge­stal­tung darf nicht ein­sei­tig an jeweils modisch ak­tu­el­len For­ma­ten ori­en­tiert sein, wie z.B. dem haupt­säch­li­chen Fokus auf Mi­kro­fort­bil­dun­gen oder nur schul­in­ter­nen Lehr­kräf­te­fort­bil­dun­gen, sondern muss grund­sätz­lich sowohl Mikro- als auch (deut­lich mehr!) Ma­kro­fort­bil­dun­gen um­fas­sen. Ebenso muss ein ent­spre­chend qua­li­fi­zier­tes Angebot struk­tu­rell sowohl die in­di­vi­du­el­le und fach­li­che Fort­bil­dung als auch schul­in­ter­ne, de­zen­tra­le und zen­tra­le An­ge­bo­te umfassen.

Die SWK hatte in ihrem Gut­ach­ten „Lehr­kräf­te­ge­win­nung und Lehr­kräf­te­bil­dung für einen hoch­wer­ti­gen Un­ter­richt“ (2023)[1] mehrere Emp­feh­lun­gen zur Lehr­kräf­te­fort­bil­dung gegeben, bei­spiels­wei­se die Ein­füh­rung da­ten­ba­sier­ter An­ge­bots­pla­nun­gen, sys­te­ma­ti­sche Qua­li­täts­si­che­rung hin­sicht­lich der Ge­win­nung von Fort­bil­den­den oder trans­pa­ren­te­re Modelle für die Fi­nan­zie­rung staat­li­cher An­ge­bo­te. Nicht geteilt wird – wie oben bereits aus­ge­führt – der Vor­schlag einer quan­ti­fi­zier­ten Fort­bil­dungs­ver­pflich­tung (30 Stunden): Ver­pflich­tung vor qua­li­fi­zier­tem Angebot und ohne De­pu­tats­sen­kung ist nicht ver­mit­tel­bar. Ent­spre­chen­de Er­fah­run­gen von einigen Bun­des­län­dern, die ihre Fort­bil­dungs­ver­pflich­tung wieder rück­gän­gig gemacht haben, liegen bereits vor. Hin­ge­gen sei es aus Sicht des Runden Tisches not­wen­dig, grund­sätz­lich eine neue, aus­rei­chen­de Fi­nan­zie­rung der dritten Phase in den Lan­des­haus­hal­ten ex­pli­zit auszuweisen.

Fol­gen­de Fach­ver­bän­de, die am Runden Tisch teil­ge­nom­men haben, un­ter­stüt­zen die For­de­rung ebenfalls:

Ar­beits­ge­mein­schaft für Evan­ge­li­sche Er­zie­hung und Bildung in Deutsch­land (AEED) e. V.
BDK Fachverband für Kunst­päd­ago­gik e. V.
Bun­des­ver­band der ka­tho­li­schen Re­li­gi­ons­leh­rer und ‑leh­re­rin­nen an Gym­na­si­en (BKRG) e. V.
Bun­des­ver­band Mu­sik­un­ter­richt (BMU) e. V.
Dach­ver­band der Geo­wis­sen­schaf­ten (DVGeo) e. V.
Deut­sche Mathematiker-Vereinigung (DMV) e. V.
Deut­sche Ver­ei­ni­gung für Po­li­ti­sche Bildung (DVPB) e. V.
Deutscher Alt­phi­lo­lo­gen­ver­band (DAV) e. V.
Deutscher Germanistenverband e. V. (Fachverband Deutsch)
Deutscher Spa­nisch­lehr­kräf­te­ver­band (DSV) e. V.
Fachverband Phi­lo­so­phie e. V.
Ge­samt­ver­band Moderne Fremd­spra­chen (GMF) e. V.
Gesellschaft Deutscher Che­mi­ker (GDCh) e. V.
Gesellschaft für In­for­ma­tik (GI) e. V.
Verband Deutscher Schul­geo­gra­phie (VDSG) e. V.
Ver­ei­ni­gung der Fran­zö­sisch­leh­re­rin­nen und ‑lehrer (VdF) e. V.
Verband der Ge­schichts­leh­re­rin­nen und ‑lehrer Deutsch­lands e. V.

[1] https://www.swk-bildung.org/veroeffentlichungen/gutachten-lehrkraeftegewinnung-und-lehrkraeftebildung/