Tagungsbericht von Dr. Anke Emminger und Beate Bott
Der Bayerische Landesverband des Fachverbands Deutsch feierte am 26. März 2015 eine „Wiederbelebung“ der Verzahnung von Schulgermanistik und Hochschulgermanistik und damit einen „Kleinen Bayerischen Germanistentag“. So hatte es sich ein kleiner Organisationskreis zum Ziel gesetzt, die Deutschkolleg*innen mit einer Tagung am Christoph-Scheiner-Gymnasium in Ingolstadt für die intensivere Zusammenarbeit beider Seiten zu aktivieren und interessieren. Hausherr OStD Gerhard Maier und Seminarlehrer für das Fach Deutsch, Kurt Finkenzeller sowie die Fachschaft Deutsch unterstützten die Veranstaltung mit Rat und Tat sowie einer perfekten Logistik.
Fast 80 Deutschlehrer hatten sich für die Veranstaltung angemeldet und ließen sich am Christoph-Scheiner-Gymnasium in Ingolstadt zum Thema „Modernes Erzählen – Gegenwartsliteratur im Deutschunterricht“ von Hochschulgermanist*innen zum neuesten Stand der Forschung und Didaktik informieren sowie zu Workshops und zum Gedankenaustausch einladen.
In der historischen Turnhalle des Scheiner-Gymnasiums in Ingolstadt wurden die Teilnehmer zunächst von Schulleiter Gerhard Maier begrüßt und anschließend vom Kulturreferenten der Stadt Ingolstadt Gabriel Engert zur exklusiven Besichtigung der Sonderausstellung zu Marie-Luise Fleißer eingeladen, die aber auch an anfragende Schulen gegen Gebühr ausgeliehen werden kann. Diese Ausstellung war speziell für die Teilnehmer*innen des Germanistentages in der Turnhalle zu sehen.
Mit dem Impulsreferat des Vorsitzenden der Gesellschaft für Hochschulgermanistik Prof. Dr. Martin Huber von der Universität Bayreuth war dann unmittelbar die Einführung ins Thema „Erzählen“ skizziert. Hubers Credo in Kurzfassung lautete: Alle Menschen wünschen sich sinnhafte Zusammenhänge. Er skizzierte das Erzählen in verschiedenen Bereichen des menschlichen Zusammenlebens, beispielsweise vor Gericht als grundlegende Kulturtechnik. Huber wird im Herbst 2016 der Hausherr des Deutschen Germanistentages in Bayreuth sein.
Regen Zuspruch fanden die beiden Workshops, dessen erster mit Dr. Elisabeth Böhm von der Universität Bayreuth sich mit aktuellen Neuerscheinungen unter dem Titel „Wer sagt denn das?“ beschäftigte. Hier war es wichtig, narratologisch motivierte Erzählweisen für aktuelle Literatur und Verwertung im Unterricht fruchtbar zu machen.
Im zweiten Workshop beschäftigten sich die Teilnehmer unter der Leitung von Dr. Michael Penzold von der LMU München mit „Erzählen in Text und Bild. Zeugnisse von Holocaustüberlebenden im Deutschunterricht“. Ausgehend von der Frage, ob das Thema nun abgeschlossen und ins kulturelle Archiv verbannt sei und die „Wucht der Erinnerung“ die so genannte „Generation Merkel“ nicht mehr erreiche, analysierte der Workshop Bild- und Textdokumente aus dem Themenbereich Holocaust. So wurden Wege aufgezeigt, aus der Sicht der Deutschdidaktik auf die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Holocaustrezeption auf eine produktive und vitale Weise zu reagieren.